Die Gründungsgesellschafterin einer Fondsgesellschaft ist allein aufgrund ihrer Stellung als als Gründungsgesellschafterin Prospektverantwortliche im Sinne von § 44 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BörsG aF1 und haftet somit für unrichtige oder unvollständige wesentliche Angaben nach den Grundsätzen der spezialgesetzlichen Prospekthaftung aus § 13 VerkProspG, §§ 44 ff. BörsG aF.
Neben dieser ist eine Haftung unter dem Aspekt einer vorvertraglichen Pflichtverletzung allein aufgrund der Verwendung eines unrichtigen, unvollständigen oder irreführenden Prospekts als Mittel der schriftlichen Aufklärung nach § 280 Abs. 1, § 241 Abs. 2, § 311 Abs. 2 BGB ausgeschlossen2. Dies gilt auch für eine auf diesen Aspekt gestützte Haftung als Treuhandkommanditistin3.
Die Ansicht, dass den Gründungs- und Treuhandkommanditisten nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs4 unabhängig von seiner Gesellschafterstellung unmittelbar aus dem Treuhandverhältnis eine eigenständige vorvertragliche Aufklärungspflicht treffe, führt dies nicht zu einer anderen Beurteilung.Durch die zusätzliche Stellung als Treuhandkommanditist und seine Funktion bei der Umsetzung des Fondskonzepts allein wird im Hinblick auf den Vertrieb der Beteiligung keine weitergehende Verantwortlichkeit des Gesellschafters für die Aufklärung des Anlegers geschaffen als durch seine Stellung als Gründungsgesellschafter5.
Die Haftung des Gründungs- und Treuhandkommanditisten wegen unterlassener Richtigstellung von Prospektangaben setzt zudem die Verwendung eines fehlerhaften Prospekts und damit das durch die spezialgesetzliche Prospekthaftung sanktionierte Verhalten notwendig voraus. Die unterlassene Richtigstellung stellt insoweit lediglich eine Verstärkung bzw. Fortsetzung der bereits vorliegenden haftungsbegründenden Pflichtverletzung dar, die ihrerseits an die Verwendung des Prospekts im Sinne von § 13 VerkProspG aF, §§ 44 ff. BörsG aF anknüpft6.
Zu einer Vorlage an den Großen Xenat für Zivilsachen sah sich der hier entscheidende XI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs insoweit nicht veranlasst, da insoweit keine Abweichung von den Entscheidungen des III. Zivilsenats vorliegt. Der Entscheidung in dem Verfahren – III ZR 62/207 lag eine Beteiligung im Mai 2005 und damit noch vor Inkrafttreten der Regelungen des Gesetzes zur Verbesserung des Anlegerschutzes vom 28.10.20048 zur Haftung nach § 13 VerkProspG, §§ 44 ff. BörsG für unrichtige und unvollständige Angaben in einem Prospekt im Sinne des § 8g VerkProspG am 1.07.2005 zugrunde. Die Entscheidung in dem Verfahren – III ZR 489/169 betraf eine Treuhandkommanditistin, die nicht zu den Gründungsgesellschaftern gehörte und die keinen eigenen Gesellschaftsanteil an der Fondsgesellschaft hielt10.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 17. September 2024 – XI ZB 8/21
- vgl. BGH, Beschluss vom 11.07.2023 – XI ZB 20/21, BGHZ 237, 346 Rn. 39 mwN[↩]
- BGH, Beschluss vom 19.01.2021 – XI ZB 35/18, BGHZ 228, 237 Rn. 26[↩]
- vgl. BGH, Beschlüsse vom 20.09.2022 – XI ZB 34/19, WM 2022, 2371 Rn. 60 f.; und vom 22.11.2022 – XI ZB 28/21, WM 2023, 174 Rn. 22 ff.[↩]
- vgl. BGH, Urteile vom 16.03.2017 – III ZR 489/16, ZIP 2017, 715 Rn. 17 f., 26 f.; und vom 08.04.2021 – III ZR 62/20, ZIP 2021, 1454 Rn. 46 f.[↩]
- BGH, Beschluss vom 04.06.2024 – II ZB 17/22, Rn. 27 f., veröffentlicht am 16.09.2024 im Musterverfahrensregister des Bundesanzeigers[↩]
- BGH, Beschluss vom 04.06.2024, aaO Rn. 29 f.[↩]
- BGH, Urteil vom 08.04.2021 – III ZR 62/20, aaO Rn. 2, 45[↩]
- BGBl. I S. 2630[↩]
- BGH, Urteil vom 16.03.2017 – III ZR 489/16, Rn.20[↩]
- BGH, Beschluss vom 04.06.2024, aaO Rn. 40[↩]