Aufklärungspflichten beim Anteilserwerb an einer Fondsgesellschaft – und die Darlegungs- und Beweislast

Für das Vorliegen einer Aufklärungspflichtverletzung, und damit auch einer aufklärungsbedürftigen Verflechtung, ist zwar der klagende Anleger darlegungs- und beweisbelastet1. Der Anleger genügt seiner Darlegungslast aber bereits dadurch, dass er darlegt, über ein bestimmtes Beteiligungsrisiko nicht aufgeklärt worden zu sein2.

Aufklärungspflichten beim Anteilserwerb an einer Fondsgesellschaft – und die Darlegungs- und Beweislast

Dafür, dass eine Aufklärungspflichtverletzung im Ergebnis unschädlich war, weil der Anleger von dritter Seite aufgeklärt wurde, tragen demgegenüber die Beklagten die Darlegungsund Beweislast3. Nichts anderes gilt, wenn die Beklagten, wie im vorliegenden Fall, geltend machen, eine Aufklärung über bestimmte Beteiligungsrisiken sei nicht mehr geboten gewesen, weil der Anleger über diese bereits früher im Zusammenhang mit der Zeichnung einer anderen Beteiligung aufgeklärt wurde.

Die Bestätigung des Erhalts eines Verkaufsprospekts durch den Anleger führt, nicht zur Umkehr der Darlegungs- und Beweislast. Ob und inwieweit die nicht darlegungsbelastete Partei ihren Sachvortrag substanziieren muss, lässt sich nur aus dem Wechselspiel von Vortrag und Gegenvortrag bestimmen4.

Bundesgerichtshof, Beschluss vom 27. Februar 2024 – II ZB 14/22

  1. BGH, Urteil vom 24.07.2018 – II ZR 305/16, ZInsO 2018, 2822 Rn. 11; Urteil vom 08.01.2019 – II ZR 139/17, ZIP 2019, 513 Rn. 31; Beschluss vom 17.12.2019 – II ZR 85/19 23[]
  2. vgl. BGH, Urteil vom 24.07.2018 – II ZR 305/16, ZInsO 2018, 2822 Rn. 12[]
  3. BGH, Urteil vom 08.01.2019 – II ZR 139/17, ZIP 2019, 513 Rn. 36[]
  4. BGH, Urteil vom 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 36[]

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