Der Streit um die sachliche Zuständigkeit – und die endgültige Entscheidung des Berufungsgerichts

Nach § 545 Abs. 2 ZPO kann die Revision nicht darauf gestützt werden, dass das Gericht des ersten Rechtszuges seine Zuständigkeit zu Unrecht angenommen oder verneint hat. Die Vorschrift gilt – mit Ausnahme der internationalen Zuständigkeit – für alle Fragen der Zuständigkeit1, also auch für die Frage der ausschließlichen sachlichen Zuständigkeit nach § 13 Abs. 1 Satz 1 UWG2.

Der Streit um die sachliche Zuständigkeit – und die endgültige Entscheidung des Berufungsgerichts

Nach seinem Wortlaut erfasst § 545 Abs. 2 ZPO den vorliegenden Fall nicht: Der Beklagte wendet sich nicht dagegen, dass das Landgericht seine sachliche Zuständigkeit verneint hat, sondern greift das der Klage stattgebende Urteil des Berufungsgerichts an. Im Blick auf die Entstehungsgeschichte und den Sinn und Zweck von § 545 Abs. 2 ZPO ist allerdings eine weitergehende Auslegung der Bestimmung angezeigt. Der Gesetzgeber wollte damit zur Verfahrensbeschleunigung und Entlastung des Revisionsgerichts Rechtsmittelstreitigkeiten vermeiden, die allein auf die Frage der Zuständigkeit des Gerichts gestützt werden3. Die Regelung des § 545 Abs. 2 ZPO schließt die Prüfung der Zuständigkeit des Gerichts des ersten Rechtszuges durch das Revisionsgericht schlechthin aus4. Das gilt auch, wenn – wie vorliegend – das Berufungsgericht die Revision zur Klärung der Zuständigkeit des erstinstanzlichen Gerichts zugelassen hat5.

Ob die Annahme des Berufungsgerichts rechtsfehlerhaft ist, das Landgericht sei gemäß § 13 Abs. 1 Satz 1 UWG für die Vertragsstrafeklage sachlich zuständig, kann vom Bundesgerichtshof gemäß § 545 Abs. 2 ZPO nicht nachgeprüft werden. Das bedeutet, dass er die vom Berufungsgericht angenommene Zuständigkeit des erstinstanzlichen Gerichts ungeprüft zugrunde zu legen hat6.

Bundesgerichtshof, Beschluss vom 19. Oktober 2016 – I ZR 93/15

  1. vgl. BGH, Urteil vom 22.02.2005 – KZR 28/03, NJW 2005, 1660, 1661; Beschluss vom 16.03.2010 – VIII ZR 341/09, NJW-RR 2011, 72 Rn. 1 f.[]
  2. vgl. Büscher in Fezer/Büscher/Obergfell, UWG, 3. Aufl., § 13 Rn. 23; MünchKomm-.UWG/Ehricke, 2. Aufl., § 13 UWG Rn. 25; Sosnitza in Ohly/Sosnitza, UWG, 7. Aufl., § 13 Rn. 5[]
  3. vgl. Begründung zum Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Reform des Zivilprozesses, BT-Drs. 14/4722, S. 106[]
  4. vgl. BGH, Urteil vom 05.10.2000 – I ZR 189/98, GRUR 2001, 368; Beschluss vom 26.06.2003 – III ZR 91/03, NJW 2003, 2917 f.; BGH, NJW 2005, 1660, 1662; BGH, Urteil vom 07.03.2006 – VI ZR 42/05, NJW-RR 2006, 930 Rn. 11; Beschluss vom 05.03.2007 – II ZR 287/05, NJW-RR 2007, 1509 Rn. 2; Beschluss vom 05.11.2008 – XII ZR 103/07, NJW-RR 2009, 434 Rn. 8; BGH, NJW-RR 2011, 72 Rn. 1 f.[]
  5. vgl. BGH, GRUR 2001, 368; NJW-RR 2006, 930 Rn. 11; NJW-RR 2007, 1509 Rn. 2; NJW-RR 2011, 72 Rn. 2[]
  6. vgl. BGH, Beschluss vom 07.11.2006 – VIII ZR 73/06, WuM 2006, 697[]