Das tatsächliche Vorbringen der Parteien ist in erster Linie dem Tatbestand des erstinstanzlichen Urteils zu entnehmen (§ 314 Satz 1 ZPO). Hierzu zählen auch die tatsächlichen Feststellungen, die in den Entscheidungsgründen enthalten sind1.
Enthält der Tatbestand eine Bezugnahme auf Schriftsätze und ihre Anlagen (§ 313 Abs. 2 Satz 2 ZPO), ist davon auszugehen, dass auch deren Inhalt zum Bestandteil der mündlichen Verhandlung gemacht worden ist2.
Die Beweiskraft des Tatbestands und damit auch die Bindung für das Revisionsgericht entfallen, soweit die Feststellungen Widersprüche oder Unklarheiten aufweisen3.
Angesichts eines solchen Widerspruchs darf das Berufungsgericht nicht von einer Bindung nach § 314 ZPO ausgehen.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 19. März 2015 – I ZR 139/14
- BGH, Urteil vom 19.05.1998 – XI ZR 216/97, BGHZ 139, 36, 39[↩]
- BGH, Urteil vom 28.11.2001 – IV ZR 309/00, NJW-RR 2002, 381[↩]
- BGH, Urteil vom 17.05.2000 – VIII ZR 216/99, NJW 2000, 3007; Urteil vom 09.03.2005 – VIII ZR 381/03, NJW-RR 2005, 962, 963; Urteil vom 17.03.2011 – I ZR 170/08, GRUR 2011, 1050 Rn. 11 = WRP 2011, 1444 – Ford-Vertragspartner[↩]