Zwar ist in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs anerkannt, dass dem Tatbestand keine Beweiskraft zukommt, wenn und soweit er Widersprüche, Lücken oder Unklarheiten aufweist1. Solche Mängel müssen sich allerdings aus dem Urteil selbst ergeben2.
Diesem Erfordernis ist genügt, wenn ein Widerspruch zwischen den tatbestandlichen Feststellungen und einem konkret in Bezug genommenen schriftsätzlichen Vorbringen einer Partei besteht3.
Lassen sich die Widersprüche, Lücken oder Unklarheiten dagegen nur durch Rückgriff auf – gemäß § 313 Abs. 2 Satz 2 ZPO allgemein in Bezug genommene – vorbereitende Schriftsätze darstellen, bleibt es bei der Beweiswirkung des § 314 ZPO und dem Grundsatz, dass der durch den Tatbestand des Urteils erbrachte Beweis nur durch das Sitzungsprotokoll entkräftet werden kann4.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 27. Oktober 2015 – VI ZR 97/14
- vgl. BGH, Urteile vom 02.02.1999 – VI ZR 25/98, BGHZ 140, 335, 339; vom 24.06.2014 – VI ZR 560/13, VersR 2014, 1095 Rn. 42[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 15.07.2011 – V ZR 277/10, VersR 2012, 1265 Rn. 12[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 24.06.2014 – VI ZR 560/13, VersR 2014, 1095 Rn. 42; BGH, Urteil vom 16.12 2010 – I ZR 161/08 – Satan der Rache, NJW 2011, 1513 Rn. 12 mwN[↩]
- vgl. BGH, Urteile vom 02.02.1999 – VI ZR 25/98, BGHZ 140, 335, 339; vom 12.05.2015 – VI ZR 102/14, VersR 2015, 1165 Rn. 48; BGH, Urteile vom 08.11.2007 – I ZR 99/05, NJW-RR 2008, 1566, 1567; vom 22.06.2011 – IV ZR 225/10, BGHZ 190, 120 Rn. 7; vom 15.07.2011 – V ZR 277/10, VersR 2012, 1265 Rn. 12; Musielak/Voit, ZPO, 12. Aufl., § 314 Rn. 5; Zöller/Vollkommer, ZPO, 30. Aufl., § 314 Rn. 6[↩]