Die Beweiskraft der tatbestandlichen Feststellungen wird nicht durch das Sitzungsprotokoll einer früheren mündlichen Verhandlung entkräftet.
Unter Sitzungsprotokoll in diesem Sinne ist nur das Protokoll über die Verhandlung zu verstehen, auf Grund derer das Urteil ergangen ist1; durch den widersprechenden Inhalt eines früheren Sitzungsprotokolls wird die Beweiskraft des Tatbestands nicht entkräftet2.
Etwas anderes kann nur dann gelten, wenn ein im Tatbestand aufgeführtes Vorbringen ausdrücklich einem bestimmten Verhandlungstermin zugeordnet wird und diese Feststellung dem Protokoll über diese Sitzung widerspricht3.
Eine etwaige Unrichtigkeit tatbestandlicher Darstellungen im Berufungsurteil kann nur im Berichtigungsverfahren nach § 320 ZPO behoben werden. Eine Verfahrensrüge nach § 551 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 ZPO kommt zur Richtigstellung eines derartigen Mangels nicht in Betracht4.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 27. Oktober 2015 – VI ZR 97/14
- vgl. RGZ 15, 348, 353[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 12.05.2015 – VI ZR 102/14, VersR 2015, 1165 Rn. 49; Zöller/Vollkommer, aaO, § 314 Rn. 6; Prütting/Gehrlein/Thole, aaO, Rn. 9; Hk-ZPO/Saenger, 6. Aufl., § 314 Rn. 11[↩]
- vgl. Zöller/Vollkommer, aaO, § 314 Rn. 6[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 24.06.2014 – VI ZR 560/13, VersR 2014, 1095 Rn. 42; BGH, Urteile vom 01.03.2011 – XI ZR 48/10, BGHZ 188, 373 Rn. 12 mwN; vom 08.05.2013 – IV ZR 233/11, VersR 2013, 853 Rn.19[↩]